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Wenn aus Fremden Freunde werden

Studienreise und Kulturaustausch führte Huttenschüler nach China

Ab ins Reich der Mitte – so hieß es bereits zum vierten Mal für 24 Oberstufenschülerinnen und -schüler sowie drei Lehrkräfte des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums Schlüchtern, die kürzlich zu einem zweiwöchigen Kulturaustausch in die Volksrepublik China aufbrachen. So verschieden auch die Kulturen der beiden Länder sind, so ähnlich sind sich doch die Menschen – viele der Schüler fanden auf dieser erlebnisreichen Reise neue Freunde.

Nach einem langen Flug mit anschließender Busfahrt kamen die Schüler mit ihren Lehrern am frühen Abend des 19. März an der Beilun-Taihe-High-School in der Küstenstadt Ningbo an, wo sie bereits von ihren Gastschülern und deren Eltern voller Vorfreude erwartet wurden. Obwohl die chinesischen Schüler sonst unter der Woche in der Schule übernachten müssen, durften sie während des Kulturaustausches die Nachmittage und Abende bei ihren Familien verbringen, die die deutschen Gäste herzlich in ihren Häusern aufnahmen.

Am zweiten Tag erhielten die deutschen Schüler und Lehrer einige Informationen über die „kleine Provinzstadt“ Ningbo mit ihren acht Millionen Einwohnern und lernten in einer Unterrichtsstunde sogar ein wenig Chinesisch. Im Anschluss daran stand der Besuch eines lokalgeschichtlichen Museums auf der Tagesordnung, bevor die deutsche Reisegruppe zum ersten Mal eine große Auswahl an traditionell-chinesischem Essen probieren durfte. Das Essen bestand aus viel Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten und war trotz seiner speziellen Zubereitungsart dennoch für den deutschen Gaumen durchaus genießbar. In China zeichnen sich die gemeinsamen Mahlzeiten übrigens dadurch aus, dass unzählige Schüsseln voll mit unterschiedlichsten Speisen auf eine große drehbare Glasplatte in der Mitte des Tisches gestellt werden. So ist es auch in größeren Gruppen unkompliziert, von allen Spezialitäten kosten zu können. Der reichliche Überfluss an dargebotenem Essen bei jeder einzelnen Mahlzeit zeigt im Übrigen traditionellerweise, dass der Gastgeber wohlhabend und gastfreundlich sei.

Im Laufe der ersten Reisewoche besuchten die Schüler und Lehrer des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums außerdem den großen Containerhafen Ningbos, bastelten traditionell chinesische Duftsäckchen, bummelten über imposante Einkaufsstraßen mit langer Geschichte, besichtigten den Tianyi-Pavillion (die älteste Bibliothek Chinas) oder erhielten eine Schnupperstunde in der Kampfsportkunst Kungfu. Vor allem aber hatten sie die Möglichkeit den Alltag der chinesischen Schülerinnen und Schüler kennenzulernen und die Unterrichts-und Schlafräumlichkeiten zu besichtigen. Außerdem erlernte die deutsche Gruppe während einer Kunststunde eine traditionelle chinesische Form der Malerei mit einem speziellen Pinsel und erhielt eine Tanzstunde im tibetanischen Volkstanz.

Bei einem Fußballspiel, das bereits zu einer festen Tradition im deutsch-chinesischen Austausch geworden ist, gewannen zum ersten Mal seit Beginn des Austauschprojektes die chinesischen Sportler. Natürlich war ihnen der Sieg gerade deshalb von Herzen zu gönnen.

Am letzten Tag, den die Huttenschüler mit ihren Lehrern Corinna Löffert, Alexander Weiher und Lukas Bachmann in der chinesischen Schule verbringen durften, stand der Besuch einer Opernaufführung an, die durch ältere Damen eines hauptsächlich von Senioren bewohnten Stadtviertels dargeboten wurde. Die Seniorinnen demonstrierten dabei eindrucksvoll, wie sie nicht nur gemeinsam ihre Freizeit gestalten, sondern sich auch ihre Kostüme und Requisiten selbst schneidern. Am Ende durften die deutschen Schüler und Lehrer noch die farbenfrohen und kunstvollen Kostüme der Darstellerinnen anprobieren, wobei unvergessliche Bilder entstanden.

Für den feierlichen Abschlussabend am Freitagabend hatten sich sowohl die chinesischen als auch die deutschen Schüler verschiedene Programmpunkte überlegt, bei denen gemeinsam getanzt, gesungen, musiziert und gelacht wurde.

Das Wochenende gestalteten die Familien individuell mit ihren deutschen Gastkindern. Einige gingen wandern, andere töpferten oder gingen in einer der großen Shoppingmalls einkaufen. Am Sonntag trafen sich die Familien in einem ehemaligen Tempeldorf, wo Aktivitäten und Spiele stattfanden und die Schlüchterner Schüler den traditionellen Drachentanz erlernten und Tsing-Tuan, eine chinesische Süßspeise, zubereiteten. Nach solch einer Woche mit intensiven Erlebnissen und zahlreichen neuen Eindrücken gestaltete sich der Abschied von der Partnerschule und den Austauschpartnern sehr tränenreich, hatten sich doch in wenigen Tagen bereits einige feste Freundschaften entwickelt.

Die zweite Woche des Kulturaustausches stand für die Huttenschüler dann ganz im Zeichen einer touristischen Städtereise: In der malerischen Westsee-Metropole Hangzhou erlebten die Schülerinnen und Schüler eine Teezeremonie und besuchten die Teeplantagen im chinesischen Hochland. In Shanghai konnte die Reisegruppe die imposante Skyline und eine moderne Weltstadt bewundern. Hier besuchten sie auch einen Wolkenkratzer, der mit 345 Metern Höhe und 88 begehbaren Stockwerken das dritthöchste Gebäude Shanghais darstellt.

In Suzhou, dem Venedig Asiens, besuchten die Reisenden den sogenannten Kaiserkanal, eine Seidenfarbrik und eine historische Maueranlage, die einst zur Verteidigung der Stadt diente. Verglichen mit Shanghai zeigte sich, dass die Menschen hier noch sehr viel einfacher leben.

Anschließend ging es für die Reisegruppe dann mit dem Nachtzug nach Peking, in die Hauptstadt Chinas. Diese Stadt besitzt im Gegensatz zu Städten wie Shanghai eine lange Geschichte, welche die Deutschen durch den Besuch des Platzes des Himmlischen Friedens, der Verbotenen Stadt, des Himmelstempels und der chinesischen Mauer erleben durften. Das Wetter war dieser Tage wunderbar, doch der den Deutschen bisher relativ unbekannte Smog der Hauptstadt vernebelte der Gruppe teilweise sprichwörtlich die Sicht auf die Sehenswürdigkeiten.

Von Peking aus ging es für die Gruppe des Huttengymnasiums dann nach vierzehn eindrucksvollen Tagen wieder zurück in die Heimat.

Der Kulturaustausch bot sowohl Schülern als auch Lehrern einen umfangreichen Einblick in die chinesische Kultur und Lebensweise und machte mehr als deutlich, dass Menschen, die zwar kulturell ein sehr gegensätzliches Leben führen, im Herzen von Beginn an verbunden sein können.

Die Schulgemeinde des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums freut sich nun auf den Rückbesuch der Chinesen im August 2018 und bedankt sich herzlich bei allen Privatpersonen, Firmen und Institutionen, die durch Geld- und Materialspenden diesen besonderen und lehrreichen Kulturaustausch zum wiederholten Male möglich gemacht haben.

 

Josefina Schmidt, E02 (Text), Hendrik Braukmüller, Q2 (Fotos)