AllgemeinBiologie

Bei Wind und Wetter in der Kinzig baden gehen?

Erfahrungsbericht Exkursion des Leistungskurses Biologie

Ökologie – so lautet das große Thema des Faches Biologie in der Q2. Der ein oder andere mag jetzt aufstöhnen, denn wieder das Ökosystem Wald durchzunehmen und irgendwelche Blätter einem Baum zuzuordnen, nein, darauf haben die wenigsten Lust.

Dass es anders geht, bewies Herr Solnitzky seinem Biologie-LK am 08.07.2021. Passend zu der Spezialisierung auf Fließgewässer, die vom Abiturerlass so vorgegeben wurde, behandelten wir zuvor ganz genau dieses spezielle Ökosystem. Bereits im Unterricht entwarfen Gruppen zu Teilthemen Unterrichtseinheiten, in denen beispielsweise Struktur, Stoffkreisläufe und Selbstreinigung von Fließgewässern den anderen Kursteilnehmern nähergebracht werden sollten. Den krönenden Abschluss gestaltete Herr Solnitzky, indem er das Erlernte nun praktisch in die Tat umsetzen ließ.

Trotz Wind und Wetter ging es am Donnerstagmorgen von der Sammlung der Biologiefachschaft, gekleidet in Regenjacken und Gummistiefeln und bepackt mit Bechergläsern, Sieben und einem Wasserlabor, zu einem abgelegenen Teil der Kinzig. Hier sollten verschiedene Experimente durchgeführt werden, mit denen sich Gruppen bereits im Unterricht befasst hatten. Dabei wurde die Kinzig auf ihren Ammonium-, Nitrat- und Nitrit- sowie Phosphatgehalt untersucht und ihr pH-Wert sowie die Wasserhärte bestimmt.

Andere hingegen stapften voller Tatendrang in die Kinzig und opferten ihre trockene Hose, um nach Saprobien (Leitorgansimen, die den Grad der Gewässerverunreinigung angeben und somit die Bestimmung der Gewässergüte möglich machen) zu suchen und sie zu bestimmen. Dabei wurden neben den üblichen Würmern und Muscheln auch kleinere Fische gefangen, die ein kleines Highlight für uns waren. Andere wiederum analysierten, mit dem Vorwissen aus den selbstgestalteten Unterrichtsstunden, den Flussverlauf. Zudem stellten sie Theorien auf, wo welche Organismen womöglich aufzufinden seien und wie sich wohl die Wassertemperatur in verschiedenen Zonen des Flussabschnittes unterscheiden könnten. Natürlich wurde auch das wieder sofort praktisch umgesetzt – schließlich wollte man ja seine Hypothese mit Daten untermauern. Zum Ende hin konnte weder ein kurzer Nieselregen, verwunderte Spaziergänger noch das überschwappende Wasser in die Gummistiefel die meisten Schüler vom Stieg in das (sehr) kühle Nass abhalten.

Doch nach drei Schulstunden Experimentieren musste der Spaß ein Ende nehmen und die Handtücher sowie die trockenen, mitgebrachten Socken zum Einsatz kommen. Denn es gab ein weiteres Ziel an diesem Tag.

Von Schlüchtern aus wurde eine Wanderung nach Niederzell unternommen. Hier steht die Kläranlage, welche für die anliegende Umgebung zuständig ist. Kläranlagen sind dafür verantwortlich, dass möglichst gereinigtes Wasser diese verlässt und in anliegende Flüsse geleitet wird. Enthusiastisch – wir waren schließlich der erste Kurs seit der Coronapandemie, der die Anlage besuchte – wurde uns von dem Umweltschutzbeitrag erzählt, den die Kläranlage abliefert. Es wurde von Richtlinien des Nährstoffgehaltes gesprochen, die in Fließgewässern auffindbar sein dürfen und wie dieser durch die Anlage reguliert wird. In deren Labor zeigte man uns, wie professionell diese Daten erhoben werden und es stellte sich für die meisten überraschend heraus, dass die Verfahren sich nicht so sehr von unseren eigenen, mit tragbaren Schülerlaboren, unterscheiden.

Da die Zeit drängte, wurden dieser Besuch sowie die Besichtigung der Anlage abgekürzt. Hier konnten wir darum nur im Schnelldurchlauf das praktische Verfahren, wie das Wasser aufbereitet wird, sehen. Man unterscheidet hierbei mechanische, chemische und biologische Aufbereitung. In der

mechanischen, so konnten wir es sehen, werden Siebe und Gitter zur Entfernung von Fremdkörpern eingesetzt. In der biologischen Reinigung finden mikrobiologische Abbauvorgänge statt. In der dritten Stufe, dem chemischen Verfahren, wird vor allem der Phosphatgehalt reguliert.

Nach dieser Besichtigung und um einige Erkenntnisse reicher, ging es um 12 Uhr wieder auf nach Schlüchtern. Es galt, noch rechtzeitig in die Schule zu gelangen, da auf die meisten noch Nachmittagsunterricht wartete.

Erst einen Tag später, in der nächsten Unterrichtsstunde, konnte ein Vergleich der Messdaten, die im Labor und selbstständig an der Kinzig erhoben wurden, durchgeführt werden. Dieser ergab, wie Herr Solnitzky bereits erwartete, sehr ähnliche Ergebnisse. Das machte natürlich uns als Schüler besonders stolz. Denn es zeigte sich, auch wir als Laien können Messdaten erheben, die Aufschluss über unsere Gewässergüte geben können (Die damit bestimmte Gewässergüte für die Kinzig ergab im Übrigen etwa „Gut“ bzw. 2,0).

Es zeigt sich zudem, Ökologie klingt im ersten Augenblick bestimmt recht langweilig – das ist es aber überhaupt nicht. Dieses Thema bietet eine Vielzahl an praktischen Versuchen und, dass zeigte sich besonders eindrücklich an unserer Exkursion, ist unmittelbar mit dem verbunden, was wir bereits aus unserem Alltag kennen. Ökologie ist anschaulich, und die vielfältigen Themen verändern und schärfen unseren Blick für die direkte Natur. Es kann sogar, wie es die meisten Schüler des Leistungskurses B2 empfanden, deren Teilnehmer durch die Exkursion noch engeren Zusammenhalt erfahren durften, richtig Spaß machen!

Lena Schüle, Q2 B2 und Frank Solnitzky, StR