Von Fachkräftemangel und Kurzarbeit
Alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 absolvierten direkt nach den Herbstferien ein zweiwöchiges Betriebspraktikum.
Praktikumsbetriebe
Wie in den vergangenen Jahren suchten sich auch diesmal einige Schülerinnen und Schüler Praktikumsplätze im medizinischen oder sozialen Bereich und waren dann 14 Tage in Krankenhäusern, in psychosomatischen Kliniken, Apotheken, Grundschulen, Kitas oder der Diakonie tätig. Weitere Schülerinnen und Schüler waren in Architektur- oder Planungsbüros, bei einem Vermesser oder auf dem Bauordnungsamt.
Diejenigen, die technikaffin sind, beschäftigten sich mit Messtechnik oder Schwenkmotoren. Andere Schüler suchten sich IT-Unternehmen aus oder waren in Werbe-Agenturen tätig. Weitere waren bei der Polizei, in Backstuben, bei Fliesenlegern, in Schreinereien oder in einem Labor der chemischen Industrie. Als Praktikumsplätze wurden häufig Unternehmen ausgesucht, die der Schülerschaft durch berufsorientierende Veranstaltungen an der Schule bekannt sind.
Erwünschte Fähigkeiten
Auf die Frage, welche Fähigkeiten sich Unternehmensvertreter von angehenden Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern wünschen, fielen die Antworten branchenabhängig unterschiedlich aus. So wurde Teamarbeit und sehr sorgfältiges Arbeiten immer wieder genannt. Bestimmten Branchen sind gute Noten in den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik wichtig. Nicht zu unterschätzen sind aber auch sprachliche Fähigkeiten in IT-Abteilungen, in Finanzbereichen oder in der Juristen-Abteilung beim Polizeipräsidium Fulda.
Wirtschaftsstandort
Neben den vielen Erfahrungen rund um das jeweilige Arbeitsgebiet haben die Schülerinnen und Schüler die aktuelle Situation der Wirtschaft unterschiedlich wahrgenommen. So waren einige Schüler in Unternehmen, die von der derzeitigen schlechten wirtschaftlichen Lage nicht betroffen sind. Immer wieder gab es in diesen Unternehmen auch tendenziell Fachkräftemangel und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer konnten die vielen Aufträge nur mit großem Einsatz bewältigen. Im Gegensatz dazu gab es aber auch Unternehmen in der Chemie oder in der Automobilindustrie, die derzeit Kurzarbeit haben, um auf diese Weise auf Auftragsrückgänge zu reagieren.
Vielen Dank!
Den Unternehmen, die 14 Tage lang unseren Schülerinnen und Schülern ein Praktikum und damit Einblicke in vielfältige Arbeitsbereiche ermöglicht haben, sei herzlich für diese Unterstützung gedankt.
Einige Schülerinnen und Schüler schrieben einen kurzen Bericht über ihre Praktikumszeit.
1. Aaron, Janik und Riccardo berichten über die Fähigkeiten, die man in einem IT-Unternehmen benötigt
Wir haben unser Praktikum bei der Firma Maxworx in Bad Soden Salmünster absolviert. Wir alle haben die Firma beim Berufsorientierungstag in der Schule kennengelernt. Da wir uns alle für IT interessieren, haben wir uns dann bei Maxworx beworben.
Für das Berufsfeld IT sollte man Genauigkeit als Fähigkeit mitbringen, denn wenn etwas im Code falsch ist, funktioniert es nicht. Natürlich darf auch die Teamfähigkeit nicht zu kurz kommen, denn man arbeitet oft im Team. Außerdem sollte man logisch denken können, um auch knifflige Aufgaben lösen zu können.
Während des Praktikums haben wir Aufgaben in Office gelöst und auch selbst programmiert. So konnten wir praxisnah arbeiten und erste Einblicke in den Alltag eines IT-Unternehmens gewinnen.
2. Ein Praktikum bei der Polizei Südosthessen
Nachdem ich bei der Berufsinformationsveranstaltung in der 10. Klasse einen Vortrag der Polizei Hessen gehört habe, der mich sehr interessiert hat, habe ich mich dazu entschlossen, mich für ein Praktikum bei der Polizei Hessen zu bewerben. Mein Praktikum absolvierte ich dann vom 30.09. bis zum 11.10.2024 beim Polizeipräsidium Südosthessen in Offenbach.
Für den Polizeiberuf ist vor allem körperliche und geistige Stärke wichtig. Bereits bei der Bewerbung zum Studium muss man sich im sogenannten Eignungsauswahlverfahren (EAV) zahlreichen Tests unterziehen, um zu prüfen, ob man für diesen Beruf geeignet ist. Dazu gehören unter anderem ein ausführlicher Computertest, ein Sporttest und eine ärztliche Untersuchung. Einige Teile der EAV durfte ich während meines Praktikums kennenlernen und selbst ausprobieren. Auch im anschließenden Studium muss man körperlich fit bleiben – auch davon konnte ich mir während des Praktikums ein Bild machen.
Alles in allem war das Praktikum sehr abwechslungsreich und spannend. Ich habe hautnahe Einblicke in die Polizeiarbeit bekommen, z.B. durch einen Tag an der Hochschule in Mühlheim, wo wir einen Studientag besuchen durften, und durch einen „Stations-Tag“ in Schlüchtern, wo ich einen Tag auf der Polizeistation verbracht habe. Nach dem Praktikum finde ich den Beruf immer noch sehr interessant und spannend und könnte mir diesen Berufsweg sehr gut vorstellen. Ich kann jedem, der sich für diesen Beruf interessiert, ein Praktikum bei der Polizei sehr empfehlen, da es einen umfangreichen Einblick in diese Berufswelt bietet.
3. „Über die Krankheit Demenz“
Während meines Praktikums lernte ich den Beruf der Krankenschwester kennen und half in einem Pflegeheim aus. In den zwei Wochen war ich auf den verschiedenen Stationen und in der Pflege, wo ich unter anderem viel über die Krankheit Demenz und den Umgang der Angehörigen mit dieser Krankheit gelernt habe. Ich fand mein Praktikum interessant und lehrreich und es hat auf jeden Fall Spaß gemacht!
4. „Angnehmes und entspanntes Arbeitsleben“
Ich hatte die Möglichkeit, mein Praktikum beim Finanzamt Kassel zu absolvieren. Von der Poststelle bis hin zur Bußgeld- und Strafsachenstelle konnte ich insgesamt 13 Abteilungen bei ihrer Arbeit begleiten und spannende Einblicke in den Arbeitsalltag gewinnen.
Das Finanzamt bietet ein breites Spektrum an Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, das von klassischen Bürotätigkeiten und der Bearbeitung von Steuererklärungen über regelmäßige Gerichtsbesuche in der Bußgeld- und Strafsachenstelle, die Zusammenarbeit mit der Polizei in der Steuerfahndung oder der Betriebsprüfung bis hin zu interner Kommunikation, Mediengestaltung und einem Informatikstudium reicht.
Besonders interessant waren für mich die Einsätze im Außendienst sowie das Bearbeiten von einzelnen Fällen, wobei man überraschend viele Informationen über eine Person erfährt.
Außerdem legt das Finanzamt einen großen Wert auf seine Mitarbeiter, Umwelt, Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden, was beispielsweise durch ein breites Programm an internen jobfit Angeboten unterstützt wird. Ich habe in diesen zwei Wochen stark gemerkt, wie sich diese Bemühungen auf die Atmosphäre auswirken und ein angenehmes und entspanntes Arbeitsleben ermöglichen.
In meinem Praktikum konnte ich einiges an Wissen über Finanzen und Steuern mitnehmen, was durch die Schule gelegentlich zu wenig berücksichtigt werden kann. Die gute Organisation und die vielen Bereiche, die ich sehen durfte, führen dazu, dass ich mein Praktikum durchaus positiv wahrgenommen habe. Das Finanzamt kann ich an jeden weiterempfehlen, der noch auf der Suche nach einem Praktikumsplatz ist.
5. Ein Praktikum mit Highlights
Mein Highlight während des Praktikums bei der Polizei Südosthessen war der Tag, an dem wir an einem Einsatztraining teilnehmen durften. Zuerst schauten wir uns die verschiedenen Waffen und Ausrüstungsgegenstände an. Ein Polizist erklärte uns detailliert, wie alles funktionierte und beantwortete unsere Fragen. Wir durften auch ein Maschinengewehr in den Händen halten und bekamen so einen Eindruck von dessen Gewicht und Handhabung.
Danach zogen wir die Einsatzkleidung an, was ein spannendes Gefühl war, da wir dadurch einen Eindruck davon bekamen, wie es ist, sich bei einem Einsatz geschützt zu fühlen. […]
Den krönenden Abschluss bildete der Besuch bei der Autobahnpolizei. Zunächst bekamen wir allgemeine Informationen über deren Aufgaben und Arbeitsweise. Anschließend zeigten uns die Beamten Videoaufnahmen von Unfällen und anderen Vorkommnissen auf der Autobahn, was uns die Herausforderungen der Einsätze auf der Autobahn eindrucksvoll vor Augen führte. Zum Schluss zogen wir zusammen mit den Polizisten einen LKW auf eine Raststätte aus dem Verkehr. Mit Einwilligung des LKW-Fahrers durften wir seine Unterlagen überprüfen, um zu sehen, ob alle notwendigen Papiere vorhanden waren, die ihn berechtigten, legal auf der Straße zu fahren.
Mein Praktikum bei der Polizei hat mir gezeigt, wie vielseitig und erfüllend dieser Beruf ist. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Polizeiarbeit sehr sozial ist – Kommunikation ist oft die wichtigste „Waffe“, um Konflikte zu entschärfen und Situationen zu deeskalieren. Das erfordert Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis, was mich sehr anspricht.
Die enorme Abwechslung innerhalb der Polizei ist ebenfalls ein großer Vorteil. Mit über 400 verschiedenen Einsatzbereichen gibt es unzählige Möglichkeiten, sich zu spezialisieren und sich beruflich weiterzuentwickeln. So bleibt der Job spannend und herausfordernd. […]
Besonders motivierend ist für mich die Möglichkeit, anderen Menschen zu helfen. Jemandem in einer schwierigen Situation beizustehen und Sicherheit zu bieten, bereitet mir persönlich viel Freude. Auch das starke Gemeinschaftsgefühl und die intensive Teamarbeit bei der Polizei haben mich beeindruckt – im Team kann man sich aufeinander verlassen, was Vertrauen und Zusammenhalt schafft.