Religionskurs stellt sich Fragen der Endlichkeit
„Wie plant man eigentlich eine Beerdigung?“ diese Frage stellten sich die Schülerinnen und Schüler der 10c des evangelischen Religionskurses im Rahmen der Unterrichtseinheit Sterben, Tod und Auferstehung. Wer könnte da besser Auskunft geben als ein Bestattungsinstitut? So kam es, dass wir am vergangenen Montag bei Herrn Kremer im Bestattungsinstitut Ruppel in Schlüchtern zu Gast sein durften.
Mit Humor und Witz, aber auch gleichzeitig mit dem nötigen Ernst und Expertise erläuterte Herr Kremer in gemütlicher Atmosphäre bei Cola und Keksen, aber zugleich auch zwischen Särgen, Urnen und Informationsplakaten zu Seebestattungen, welche Formen der Bestattung (in Deutschland) möglich sind und was darüber hinaus bei Bestattungen anderer Religionen zu beachten ist. Besonders spannend war für die Schülerinnen dabei, dass es die Möglichkeit gibt, als Baum der Erinnerung eingepflanzt zu werden, indem die Asche entsprechend mit Vitalerde verarbeitet wird oder seinen Körper der Wissenschaft zu spenden.
Die Lernenden überraschte auch die Tatsache,
dass in Deutschland etwa achtzig Prozent der Menschen eine Einäscherung wählen. Hierbei sei eine Hitzeintensität von 800-1200 Grad notwendig, so Kremer. Kremationstechniker verfügten über das entsprechende Know-How einen Leichnam vollständig verbrennen zu lassen. Schließlich würden übrig gebliebene Knochen in der Knochenmühle zermahlen und der Urne beigegeben.
Des Weiteren erfuhren wir, welche Schritte notwendig sind, damit eine Beerdigung überhaupt geplant werden kann. So nannte Herr Kremer die Anzeichen des Todes, die bei der Leichenschau eine Rolle spielen. Alle waren erstaunt, dass herkömmliche Anzeichen – wie etwa ein fehlender Puls oder kein Herzschlag – keine verlässlichen Anzeichen für den Tod eines Menschen darstellen. Vielmehr gibt es die folgenden vier Anzeichen: Totenstarre, Totenflecke, Fäulnis oder Verletzungen des Körpers, die nicht mit dem Leben zu vereinbaren sind.
In diesem Zusammenhang sagte Herr Kremer, dass der Geruch des Todes immer gleich sei. Das ist aber dann auch wohl eines der wenigen Dinge an diesem Beruf, die gleichbleibend sind, denn Bestatter ist ein sehr vielfältiger Beruf: Neben dem Zurechtmachen des Leichnams können auch das Organisieren der Träger oder Musiker zum Aufgabenbereich gehören. Immer müsse man sich auf neue Situatonen und andere Typen von Menschen einlassen. Herr Kremers Arbeit endet nicht immer nach einer Beerdigung. Oft leistet er Trauerarbeit, umsorgt und hilft also Trauernenden, etwa mit dem Ausfüllen von Anträgen. Auch die Überführung des Leichnams gehört in den Aufgabenbereich von Bestattern, so hat Herr Kremer schon Leichen aus allen Kontinenten – bis auf die Anktarktis – überführt.
Im Verlaufe des Besuchs wurden alle Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortet, so kamen wir auch auf XXL-Särge oder Herrn Kremers Termine in der Gerichtsmedizin zu sprechen. Letztere stießen bei den Schülerinnen und Schülern auf großes Interesse. Für den Beruf des Bestatters müsse man Empathie mitbringen, aber auch die Fähigkeit, abschalten zu können, betonte Herr Krämer.
Zurück in der Schule gaben die Schülerinnen und Schüler die Rückmeldung, dass ihnen neben der Beantwortung aller inhaltichen Fragen Herrn Kremers authentische Art, seine Offenheit und seine Begeisterung für den Beruf überaus gut gefallen habe.
Fotos und Text: StRn Sophia Schneider
Religionslehrerin des evangelischen Religionskurses der 10c