Exkursion der Leistungskurse Geschichte ins Kloster Breitenau
Am 24. Februar 2025 besuchten die Leistungskurse Geschichte der Q2 und Q4 gemeinsam mit Herrn Dr. Bohnert das Kloster Breitenau bei Guxhagen. Von Schlüchtern aus starteten wir mit dem Zug in Richtung Fulda, wo wir nach einer längeren Wartezeit in den Zug Richtung Kassel steigen konnten.

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Direkt nach unserer Ankunft im Kloster wurden wir in die wechselvolle Geschichte des Ortes eingeführt, welche bereits in Vorbereitung im Geschichtsunterricht behandelt wurde. Ursprünglich wurde das Kloster 1113 als Benediktinerabtei gegründet, welche 1527 im Zuge der Reformation aufgelöst wurde.
Über verschiedene Nutzungen als Landgut, Scheune oder Lusthaus und nach verschiedenen Kriegszerstörungen diente es ab Mitte des 19. Jahrhunderts als „Corrections- und Landarmen-Anstalt“ für Bettler, Landstreicher, Prostituierte und „verwahrloste“ Jugendliche und später als preußische Landesarbeitsanstalt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde auf dem Gelände zunächst ein „frühes Konzentrationslager“ (1933–1934) und später ein „Arbeitserziehungslager“ AEL (1940–1945) errichtet. Hier fanden Zwangsarbeit und grausame „Disziplinierungsmaßnahmen“ statt, wenngleich das Lager niemals als Vernichtungslager fungierte. Innerhalb von 4 – 5 Wochen sollten die Gefangenen „gebrochen“ werden. Waren die Maßnahmen ohne Erfolg, ging es weiter in ein Konzentrationslager. Die Landesarbeitsanstalt existierte parallel weiter und wurde von den Amerikanern erst 1949 geschlossen.

Benediktiner-abtei 1113

Nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1952 wurde auf dem Gelände ein Mädchenheim (bis 1973) betrieben, das in den 1960er Jahren zunehmend in die Kritik geriet – unter anderem durch Berichte von Ulrike Meinhof, welche auf die restriktiven und harten Bedingungen hinwies. Heute befinden sich hier einerseits eine Einrichtung der Vitos GmbH für betreutes Wohnen bzw. eine psychiatrische Klinik und andererseits eine Gedenkstätte, die an die verschiedenen dunklen Kapitel der Geschichte dieses Ortes erinnert. In direkter Nachbarschaft befindet sich ein Hotel mit toskanischem Flair.
Danach wählten wir in Kleingruppen verschiedene Bildausschnitte aus und analysierten diese. Jede Gruppe präsentierte ihre Ergebnisse, sodass wir viele interessante Interpretationen miteinander teilen konnten.
Im weiteren Verlauf folgte eine Führung, die von einer Historikerin der Gedenkstätte geleitet wurde. Während der Führung wurden uns zahlreiche Aspekte des Klosters nähergebracht: Zunächst erhielten wir Infos über die ehemalige klösterliche Zehntscheune und weitere Informationen über die klösterliche Architektur. Besonders beeindruckend war der Rundgang durch den östlichen Teil der Klosterkirche, der heute noch als protestantischer Gottesdienstraum genutzt wird. In früheren Zeiten feierten hier Häftlinge und Gemeinde gemeinsam Gottesdienste, wobei der Bevölkerung die damaligen Zustände vor Augen geführt wurden. Von Unwissenheit im Volk kann hier keine Rede sein.



Anschließend referierte die Leiterin über den ehemaligen Appellplatz des Arbeitserziehungslagers und zeigte die angrenzenden Gebäude, welche heute von einer Wohneinrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen genutzt werden. Beim Besteigen des Turms der Klosterkirche erhielten wir einen Einblick in die damaligen Duschen der Häftlinge und eine Zelle, was uns die harte Realität der damaligen Zeit vor Augen führte. Leider reichte die Zeit nicht und wir konnten somit leider nicht auch noch den großen Gebäudetrakt des ehemaligen Mädchenerziehungsheims besichtigen, den sich einige von uns noch gern genauer angeschaut hätten.
Zum Abschluss nahmen wir an einem Kurzworkshop teil, in dem wir anhand von Akten verschiedener Häftlinge des Arbeitserziehungslagers weitere Einblicke in die düsteren Zeiten dieses Ortes gewannen.
Insgesamt fielen uns viele zeitliche Parallelen zu unserem eigenen Kloster in Schlüchtern auf, das ebenfalls eine wechselvolle Geschichte bei einer jedoch unterschiedlichen Nutzung vorzuweisen hat. Wir sind dankbar für die vielfältigen Einblicke, die uns diese Fahrt geboten hat.
Text: Jakob Schneider, Schüler der Q4
Fotos: Elisabeth Kister, Schülerin der Q2 sowie Jakob Schneider