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Die lustige Witwe oder Romeo und Julia

Rund 20 Schüler der Kultur-AG auf Opern- und Theaterbesuch im Frankfurter Schauspielhaus

Am Samstag, den 15.12.2018, fanden die Kultur-Exkursionen Nr. 383 und Nr. 384 statt: während eine Gruppe mit mir Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ besuchte, ließ sich die andere im Großen Theater von William Shakespeares „Romeo und Julia“ unterhalten.

Wer Freude an Musiktheater haben wollte, durfte in Lehárs Operette von der mehr als „lustigen Witwe“ Hanna und ihrer alten Liebe, Graf Danilo, ins k.u.k.-Zeitalter der Habsburger Monarchie (Österreich-Ungarn) entführt werden. Alleine zu Lebzeiten von Franz Lehár (1870-1948) wurde sein erfolgreichstes Werk (1905) rund 300.000 Mal weltweit aufgeführt!
Unsere Inszenierung zeigte den Liebesreigen als doppelbödiges Spiel im Spiel. Die Standeskonventionen von damals würgten so manche Liebelei ab – heute mögen dies Verklemmungen angesichts der „Me-Too-Debatten“ tun: das Werben der Geschlechter umeinander, aber auch die Bedeutung von materiellen Aspekten – daran hat sich nicht viel geändert. Das durften wir auf sehr humorvolle Art und Weise erleben.

Weniger leichtfüßig, mehr tragisch-hochdramatisch; so erging es der anderen Schüler-Gruppe, die sich auf die bekannteste Liebestragödie der Weltliteratur, Shakespeares „Romeo und Julia“ von 1597 eingelassen hatte. Shakespeares imaginiertes Renaissance-Verona mit entsprechenden Kulissen und Kostümen musste einer radikal entschlackten und mit viel Hi-Tech aufgetunten modernen Inszenierung weichen. Dennoch blieb der dramatische Kern unberührt und unverfälscht: das Nicht-Leben-Dürfen einer großen gegenseitigen Liebe über alle Grenzen menschlicher Ausgrenzung hinweg.

Marius von Mayenburgs Inszenierung stellt eine „Friedensmauer“ auf die Bühne, welche die Schauspieler auch zu technisch-akrobatischen Höchstleistungen treibt, so dass die zuschauenden Schüler am Ende selbst erfahren konnten, auf welcher Seite der Mauer sie nun selbst stehen. Diese gelungene Pop-Inszenierung hat den Bombast und die Ornamentik unseres Romantik-Bildes von „Romeo und Julia“ (schließlich lebte Shakespeare 200 Jahre vor der Romantik!) kräftig abgetragen und den Kern freigelegt: die tragische Fallhöhe des – hier – liebenden Menschen und die Niedrigkeit seiner Existenz. Auch hier durfte nicht nur mitgelitten, sondern auch kräftig gelacht werden:

Shakespeare für Klosterschüler eben!

Damit endete die Theater- und Opernsaison des Jahres 2018, in der insgesamt 21 Besuche zustande kamen, um im Januar 2019 wieder fortgesetzt zu werden.

https://oper-frankfurt.de/de/spielplan/die-lustige-witwe_2/

https://www.schauspielfrankfurt.de/spielplan/romeo_und_julia/2781/

Claudius Brasch, StR