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Schlüchtern als außerschulischer Lernort

Lernen außerhalb des Klassenzimmers bietet Schülerinnen und Schülern Abwechslung, motiviert und ermöglicht vielfältige Erkenntnisse, die über Lehrbücher, Präsentationen und Lehrervorträge hinausreichen. Dass diese Lernerlebnisse nicht auf Klassen- und Studienfahrten begrenzt sein müssen, sondern auch bereits wenige Schritte abseits des Schulgeländes erfahrbar sind, davon haben sich die in Schlüchtern eingesetzten Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst ein eigenes Bild gemacht. Unter Leitung von Frau Dr. Roswitha Bornholdt, Betreuerin der Referendarinnen und Referendare am UvH und Ausbilderin am Studienseminar für Gymnasien in Fulda, erkundeten die angehenden Lehrerinnen und Lehrer des 1. Hauptsemesters den Ort, sichteten Homepages sowie Flyer städtischer Einrichtungen und befragten hiesige Experten.

Im Zentrum stand dabei die Frage, wie die unterschiedlichen außerschulischen Lernorte in den Fachunterricht integriert und auf welche Art und Weise fachliche und überfachliche Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern gefördert werden können. Großes Lernpotenzial wurde beispielsweise der Kinzig attestiert: Denn in der Kinzigaue können Kinder und Jugendliche lernen, die Wasserqualität von Flüssen sowie die flussnahe Tier- und Pflanzenwelt zu untersuchen und daraus auch Vorschläge für deren Erhalt und Verbesserung zu entwickeln. Auf diesem Weg leistet Unterricht einen direkten Beitrag zur aktuellen Klima- und Umweltdebatte. Empfangen wurden die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst außerdem von Dr. Karl-Heinz Schmidt, dem Leiter der Ökologischen Forschungsstation, die es sich als gemeinnütziger Verein zur Aufgabe gemacht hat, verschiedene Singvögel, aber auch Siebenschläfer, Hasel- und Fledermäuse sowie Hummeln und Wespen in der Region langfristig zu erforschen.

Der schier unerschöpfliche Fundus wissenschaftlicher Daten ist nicht nur für den Biologieunterricht interessant, sondern kann etwa ebenso Bestandteil statistischer Auswertung im Mathematik- und Informatikunterricht sein. Schlusspunkt des Rundgangs bildete die Schlüchterner Synagoge. Über die Geschichte des Gebäudes klärte Stadtverordnetenvorsteher Joachim Truß auf und bot eine Führung durch die eigentlich noch nicht zugänglichen Räumlichkeiten. Das jüdische Leben in Schlüchtern wieder für die Öffentlichkeit sichtbar werden zu lassen, dieses Ziel hat sich der erst vor wenigen Wochen gegründete „Verein der Freunde der Synagoge Schlüchtern“ gesetzt. Geplant sind hierbei auch Schülerprojekte, in denen anknüpfend an den Religions-, Ethik- oder Geschichtsunterricht die Lernenden selbst neue Erkenntnisse über die einstige jüdische Gemeinde in Schlüchtern zutage fördern können.

Deutlich wird somit auch der Wert außerschulischer Lernorte: Kinder und Jugendliche tauchen nicht nur in eine eigene fachspezifische Lernwelt ein, sie werden auch selbst zu ihrem Gestalter, analysieren, forschen und erarbeiten durch ihr eigenes Engagement Neues. Das allein ist ein Gewinn für eine selbsttätige, wissenschaftlich-kritische und wirksame Auseinandersetzung mit der Umwelt, in der unsere Schülerinnen und Schüler leben, für die sie selbst eine hohe und mit ihrem Alter zunehmende Mitverantwortung tragen. Es ist aber auch ein Gewinn für die zahlreichen Einrichtungen, Vereine und Initiativen in der Stadt Schlüchtern, die in den jungen Menschen dankenswerte Nutzerinnen und Nutzer, zugleich auch andere Perspektiven auf eine Sache und Ideengeber finden können. Schlüchtern jedenfalls hält Einzigartiges bereit, das Bestandteil von Bildung und Erziehung an unserer Schule sein muss.

Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst im Garten der Ökologischen Forschungsstation: (v.l.) Jan Drescher (Kinzig-Schule), Niklas Demuth (UvH), Christin Lawrenz (UvH), Hendrik Baumbach (UvH), Dr. Roswitha Bornholdt, Simon Scheuermann (Kinzig-Schule), Dr. Karl-Heinz Schmidt.

Übersicht über ausgewählte außerschulische Lernorte in Schlüchtern

Hendrik Baumbach, LiV