Das „Theater RequiSiT“ zu Gast am UvH
Am Donnerstag, den 7. September 2023 durften die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen einen besonderen und etwas anderen Vormittag erleben. Das sechsköpfige Theaterensemble „RequiSiT“ aus Hattersheim war zu Gast, um mit den Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften über das Thema Sucht zu sprechen, vor allem in Bezug auf Drogen.
Das Theaterensemble setzt sich aus ehemals Suchtkranken und der Leiterin Nora Staeger, Diplom- und Theaterpädagogin, zusammen und besteht schon seit über 25 Jahren. Konzeptionell möchte man mit dem Improvisationstheater den Schülerinnen und Schülern nahe kommen, „das Eis brechen“ und eine angenehme, zugängliche Atmosphäre schaffen. Doch was heißt Improvisationstheater eigentlich? Mit dieser Frage begrüßte das Ensemble sein gespanntes Publikum. Schaut man sich im Internet einige Definitionen an, erhält man die Erklärung, dass das Improvisationstheater eine Art Theater sei, wo alle Akte improvisiert sind. Nichts weiter als das. Jedoch verdeutlichte Nora Staeger, dass das Improvisationstheater eine ganz eigene Kunst und nicht eindeutig definierbar sei. So ging es kunstvoll, kreativ und spielerisch mit dem Improvisieren los. Dabei wurden die Schülerinnen und Schüler durchweg mit einbezogen. So entschieden sie unter anderem, ob es thematisch eher um Liebe oder um Wut gehen sollte, bestimmten die Orte des Geschehens wie Baumarkt oder Bahnhof oder entwarfen Zukunftsvisionen wie Handys, die Gerüche versenden können oder aus denen man sich alles in die reale Welt herausholen kann, was man digital gut findet. Und bei all dem durften sie endlich mal ohne sich zu melden laut reinrufen. Man bemerkte schnell, wie eine gewisse Dynamik und Verbindung zwischen Publikum und Ensemble entstand.
So konnte daran anschließend tatsächlich offen, hemmungslos und unbeschwert über die Themen Drogen, Sucht und Abhängigkeit gesprochen werden. Dazu verteilten sich die ehemals Suchtkranken und die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen in verschiedenen Räumen des Hauses, um ungestört alle Fragen stellen zu können und ihnen im wahrsten Sinne des Wortes Raum zu geben. Unter anderem wurden fast unvorstellbare Lebensgeschichten erzählt, inklusive wie es zur Abhängigkeit kam, was man gegen eine solche tun kann, wie es ist, abhängig zu sein, welche Drogen genommen wurden, usw. usf. – die Schülerinnen und Schüler hörten gebannt zu.
Die Lehrkräfte saßen bewusst nicht mit den Schülerinnen und Schülern zusammen, sondern unterhielten sich in einem separaten Raum mit der Leiterin Frau Staeger und ihrem langjährigen Kollegen, Johannes. Es wurde betont, dass bei der Suchtprävention der Mensch, sowohl mit seinen Stärken als auch mit seinen Schwächen, im Vordergrund stehe und es immer wieder um die Frage gehen müsse, „was mir die Droge letztendlich gibt, welches Defizit sie vermeintlich beseitigt“. Und das sei gar nicht so leicht zu beantworten, denn das erfordere ein in sich hinein fühlen, achtsam sein, forschend und ehrlich. Und genau dieses selbstreflexive Verhalten müsse (mehr) gefördert werden. Daran setzt die Suchtprävention an. Denn egal ob es darum gehe, ob man bereits ein Problem mit Drogen hat oder sie einmal ausprobieren möchte, der Weg weg von der Sucht oder gar nicht erst hin zur Sucht, erfordere in beiden Fällen das starke Selbst, das sagen kann „bis hier hin und nicht weiter.“
Insgesamt empfand die Schüler- und Lehrerschaft diesen Projekttag als sehr ertrag- und lehrreich. Wir sagen also „weiter“ mit der Suchtprävention am UvHG und „weiter“ mit dem Theaterensemble RequiSiT.
Text: Vincent Brewster, 10C und StRn Melissa Dietz
Fotos: Melissa Dietz und Jaron Jacobi, 10C